Es war im Mai 1986. Kurz nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl. Ich hatte meine Abschlussprüfung. Eine Woche hatte ich Zeit mich auf das Menü vorzubereiten und die Zutaten frisch und mit dem Geld, welches den Prüflingen zur Verfügung stand, einzukaufen.
Mit den frischen Zutaten war dies nun ein Problem. Tschernobyl hatte auch Deutschland mit radioaktiven Strahlen verseucht und wir sollten keine Produkte aus dem Garten verwenden. Mit Rücksprache der Lehrkraft durfte ich dennoch frische Forellen kaufen, da diese noch nicht ausgenommen sein sollten.
Im Hauptgang sollte ich Forellen mit Mandelbutter zubereiten. Doch zuvor war es ein Teil meiner Ausbildereignungsprüfung einem „Lehrling“ in vier Stufen zu unterweisen, wie man eine Forelle ausnimmt.
Da die Forellen in Fischgeschäften zu teuer waren, endschied ich mich auf einem Forellenhof zu fahren und dort kurz vor der Gesellenprüfung die Fische frisch zu erwerben.
Ich fuhr also zum Forellenhof, holte die bestellten Forellen dort ab. Sie waren aber noch quick lebendig und wurden direkt vor meinen Augen vier Stück aus den Teich geholt und mit ein/ zwei Schlägen auf dem Fischkopf getötet. der Inhaber meinte, wohl scherzhaft, das er noch einen Koch sucht und dachte wohl an mich.
Am Prüfungstag hatte ich alles vorbereitet, sodass ich mit der Unterweisung anfangen durfte. Meine Lehrerin stand mit drei Prüfern um meinen „Lehrling“ und mich herum. Die Unterweisung gestaltet sich in vier Stufen, Vorbereitungsphase, Vormachen und erklären, Nachmachen und erklären lassen und Übungsphase.
Die erste Phase war vorüber als ich begann die erste Forelle auszunehmen. Nachdem ich die Forelle am Bauch entlang aufgeschnitten hatte, wurde ich von einem Prüfer gefragt, ob ich ihm die Galle zeigen könnte. Ich schaute in den geöffneten Bauch und suchte. Schweiß brach mir aus und überlegte was ich tun sollte, denn ich fand die Galle nicht. (in der Unterrichtsstunde konnte ich nicht sehen wo die Galle war, denn 15 Schülerinnen standen Drumherum als der Fisch ausgenommen wurde).
Schließlich wurde ich gefragt: „Wie sieht denn die Galle aus“. Meine Antwort war: „grün“. „Genau“ war die Antwort des Prüfers und er schaute sich den Fisch genauer an. Dabei stellte sich heraus, dass die Galle beim Schlag auf den Fischkopf zerstört wurde und sie nicht mehr zu sehen war.
Puuuuh Glück gehabt dachte ich. Also sollte ich den zweiten Fisch aufschneiden und an diesem Fisch zeigen wo die Galle ist. Gesagt getan und siehe da, im Bauch des Fisches war ein Organ welches der andere Fisch nicht hatte und das war Gott sei Dank die Galle.
Den Rest der Unterweisung verlief reibungslos und die Prüfung habe ich bestanden.
Später meinte der Besitzer des Forellenhofs, das er einen Koch gefunden hat, ich hatte ja nie nach einer Kochstelle gesucht.